Parks

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Ein bedeutendes Naturphänomen, das die Gestalt von Piešťany und seinen Einwohnern formt, sind die Parks auf beiden Seiten des Flusses Waag (Váh). Dank der Parkanlagen gehört der Stadt ein Spitzenplatz in der slowakischen Rangliste der Grünfläche pro Einwohner.

Entlang der linken Seite der Waag breitet sich der sog. Kurpark aus, der der Verwaltung des Slowakischen Heilbads, AG, untersteht. Von dem Stadtzentrum ist der Kurpark über die Kolonnadenbrücke zu Fuß erreichbar. Man kann zu ihm über die Landesbrücke gelangen, die allerdings hauptsächlich dem Automobilverkehr dient. Auf der rechten Seite der Waag befindet sich der Stadtpark. Beide Parks gehen in nordsüdlicher Richtung in kleinere öffentliche Grünflächen über und bilden gemeinsam mit dem Straßengrünen „die Lunge“ der Stadt.

Die Parks von Piešťany liegen an den Stellen, wo sich ursprünglich der sog. harte Auenwald mit bunter Vielfalt an Holzarten befand, wie z. B. Pyramidenpappel (Populus nigra), Feldahorn (Acer campestre), Hainbuche (Carpinus betulus), Feldulme (Ulmus minor), Gewöhnliche Traubenkirsche (Padus avium), Wintereiche (Quercus petraea), Schmalblättrige Esche (Fraxinus angustifolia) usw. Im Unterholz gibt es hier oft auch die geschützte Gewöhnliche Pimpernuss (Staphylea pinnata), Warzenspindelbaum (Euonymus verrucosus) oder Kornelkirsche  (Cornus mas). Der Kräuterunterwuchs bildet eine breite Palette von mesophilen Arten moorigen Charakters.

Die Erschließung des Heilbades für die breite Öffentlichkeit forderte eine Entwässerung und Rekultivierung des Geländes um die Waag. Es sind neue Vegetationsbedingungen entstanden und die Parkarchitekten mussten eine neue Zusammensetzung der Holz- und Straucharten schaffen. Sie bemühten sich, dass der Park interessant und anziehend wurde, wobei sie die örtlichen Klima-, Mikroklima- und Bodenzustände berücksichtigen mussten. Während der Gründung der Parks beheimateten sie in Piešťany mehrere asiatische und amerikanische Holzarten, deren Artenvielfalt sich sukzessive und zielstrebig ausbreitete. Der Mehrheit der eingeführten Arten geht es in neuen Bedingungen gut, was von der Tatsache bezeugt wird, das sie nicht selten auch 150 Jahre erreichen. Diese Zeitangabe deutet auch das approximative Alter beider Parks von Piešťany an.

Dem Kurpark wurde eine größere Aufmerksamkeit insbesondere nach der Errichtung zweier Repräsentationsobjekte auf der linken Seite der Waag gewidmet – dem heute schon nicht mehr existierenden Franzens Bad (1898), und dem bekanntesten Kurhotel von Piešťany Thermia Palace (1912). Vor allem für die Besucher und Gäste von Thermia Palace musste man solch ein Areal der Grünflächen und der Erholung schaffen, das ein würdiges Pedant zum Luxushotel wäre.


Der Kurpark zieht sich von der Landesbrücke bis hin zum Golfplatz im nördlichen Teil der Kurinsel. Von der Ostseite wird er von dem Nebenstromflussarm der Waag begrenzt. Das kleine Parkgelände hinter dem Hotel Thermia Palace wird geprägt durch die dominierende Gewöhnliche Platane (Platanus x hybrida) mit würdigen Ausmaßen und dem Alter von mehr als 120 Jahren. Es handelt sich um eine Hybride zwischen der Orientalischen Platane (Platanus orientalis), wachsend auf dem Balkan und im östlichen Mittelmeerraum sowie der Amerikanischen Platane (Platanus occidentalis), beheimatet ursprünglich im Wassereinzugsgebiet des Mississippi Flusses.


Auf dem Kanalwall zwischen diesem Park und dem Nebenstromflussarm der Waag wachsen einige Vertreter der wärmeliebenden Amerikanischen Gleditschie – Lederhülsenbaum (Gleditsia triacanthos), ursprünglich aus dem östlichen Teil der Vereinigten Staaten. Die Gleditschie trägt auf den Stämmen und Zweigen lange Drillingsstacheln, die in dem Pflanzenreich selten sind.


In dem südlichen Parkzipfel finden wir einen seltenen Grossers Schlangenhaut-Ahorn (Acer grosseri), ursprünglich in Japan und China und mit einer ungewöhnlichen Struktur und Farbe der Stammschalle und mit ausgeprägter Verfärbung der Blätter im Herbst.


Vor dem Hotel Thermia Palace erstreckt sich ein immer grüner Park bepflanzt mit Lawsons Scheinzypresse (Chamaecyparis lawsoniana) in verschiedenen Kultivierungen. Sie kommt ursprünglich aus Nordamerika und Ostasien. Ein sehr gutes Merkmal dieser Zypresse, zum Unterschied zu vielen anderen Arten, ist der hängende Spitzenzweig des Baumes. Die Zypressen unterscheiden wir von anderen ähnlichen Arten, beispielsweise Thujen, durch die winzige kugelförmige Sammelfrüchte und die schuppenartigen Blättchen verschiedener silberner Strichzeichnung. Thuja-Lebensbaum (Thuja occidentalis) und auch Thuja – Morgenländischer Lebensbaum (Thuja orientalis), wachsend mit den Zypressen, unterscheiden sich von ihnen durch die zapfenähnliche Früchte.


Auf dem selben Gelände dominieren stattliche Blaue Stech-Fichten (Picea pungens), deren Heimat Colorado ist. Die häufigen Europäischen Eiben (Taxus baccata) in den Parks sind hoch giftig, außer dem Fruchtfleisch, und sind ein Überbleibsel aus der Zeit des Tertiärs.


In der Nische zwischen dem Hotel Thermia Palace und der Kureinrichtung Irma wächst ein einzigartiger Baum, ursprünglich aus den kalifornischen Wäldern – die Rauchzypresse (Flusszeder) (Calocedrus decurrens), eingereiht zwischen Zedernholzarten, allerdings mit Thujenhabitus.


Mehrere Exemplare der Tulpenmagnolie (Magnolia x soulangiana leben in den Parks mehr als hundert Jahre. Wir verdanken es dem Franzosen Pierre Magnol, der sein ganzes Leben den Studien von Magnolien auf der ganzen Welt gewidmet hatte. Das Ergebnis seiner Bemühungen ist die Tatsache, dass wir uns auch bei uns an den prachtvollen Magnolienblumen Mitte April erfreuen können, sofern ein starker Spätfrost nicht eintrifft.


Die schmalen Pyramidenpappeln (Säulenpappeln) (Populus nigra f. italica) bilden das Gerüst des Parks auf der Kurinsel, errichtet auf die Ruinen einer der höchstgelegenen Burgen in der Slowakei – Tematín. Bei den kleinen Wasserrosenteichen entdecken wir ein Paar des Ginkgobaumes (Silberaprikose) (Ginkgo biloba), der die einzige Art einer altwürdigen Gattung Ginkgo ist, mit einem Alter von über 250 Millionen Jahren. Diese einzigartige Pflanzenart stammt aus Mittelchina, wo bis heute das letzte Urnaturschutzgebiet erhalten wurde. Ginkgo ist eine zweihäusige Art, charakteristisch durch eigenartige zweigelappte Blätter, und in den letzten Jahren erzeugend süße, aber stinkende Beeren in aprikosenartiger Form. Es handelt sich um eine besonders heilsame Art mit antikarzinogenen Wirkungen. Es wird mit ihr die Alzheimer Krankheit geheilt, aber hauptsächlich Glied- und Kopfdurchblutungsstörungen nach Schlaganfällen. Im Jahre 1945, nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima, blieb auf dem Platz der schwer betroffenen Stadt nur ein Ginkgo Baum stehen. Es wird für ein wissenschaftlich schwierig erklärbares Phänomen gehalten. Der Chemismus des Ginkgo Baumes wurde bis heute nicht ausreichend erforscht.


Gegenüber der kleinen Seen finden wir eine besondere Holzart – den Judasbaum (Cercis siliquastrum), wachsend ursprünglich in dem östlichen Mittelmeerraum und auf dem Balkan. Angeblich sollte auf dieser Baumart der biblische Judas seinem Leben ein Ende gesetzt haben. Eine außergewöhnliche Erscheinung – Kauliflorie – wurde gerade bei dieser Art beschrieben.


Die Bündel der lila schmetterlingsförmigen Blüten, blühend im Mai, brechen direkt am Baumstamm hervor. Hinter dem Judasbaum Richtung der Fluss Waag wachsen zwei Sträucher eines besonders duftereichen Karolina-Nelkenpfeffers (Gewürzstrauch) (Calycanthus floridus). Diese Art blüht im Mai und stammt aus dem südwestlichen Teil der Vereinigten Staaten von Amerika.


Nördlich des Nelkenpfeffers wächst eine solitäre Nordmannstanne (Abies nordmanniana), ursprünglich aus dem Kaukasus. Bewundernswert ist ihre Lebenskraft unter veränderten Klimabedingungen. Sie trägt ständig Früchte.


In den Parks auf der einen und auch der anderen Seite des Flusses Waag kommt häufig der wärmeliebende Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) vor, mit dem Ausbreitungsschwerpunkt in Karolina (USA). Die Trauben der orchideenartigen Blüten blühen von Mitte Juni. Im Herbst fällt der Baum durch lange bohnenähnliche Schoten auf.


Eine edle Holzart in unseren Parks ist der Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa), der seinen lateinisch klingenden Namen nach Anna Pavlovna trägt, der Tochter des russischen Zaren Paul I. Diese Art stammt aus China, hat leichtes Holz, das sich für Musikinstrumentenproduktion, aber auch Sandalen, eignet.


Eine typische Holzart für die Kolonnade des Napoleon Bades oder der Pergola, ist die Trompetenblume (Campsis radicans), die größte bei uns wachsende Liane, die über hundert Jahre alt ist. Sie erblüht ständig im Höhepunkt des Sommers mit trompetenförmigen orangen Blüten. Sie erträgt das ständige Abscheren sehr gut und ihre Lebenskraft ist bewundernswert – mit den Baumwurzeln dringt sie leicht durch eine Asphaltschicht. Sie stammt aus dem östlichen Teil der Vereinigten Staaten von Amerika.


Bei dem Adam Trajan Brunnen finden wir prachtvolle Einzelwesen des Tulpenbaums (Liriodendron tulipifera), der sein Ursprungsland im Gebiet der Großen Seen im Nordosten der USA hat. Seine herrliche Blüten der gelbgrünen Tulpen, zerstreut auf den Zweigen des Baumes, blühen Mitte Mai. Die festen lederartigen, gelappten Blätter prägen das exotische Dekorum des Baumes.  


Eine edle Art des Kurparks, unweit der kleinen Wasserrosenseen, ist die Japanische Sicheltanne (Cryptomeria japonica). Es handelt sich um die sog. Japanische Zeder, die uns einen Gruß aus den fernen Wäldern von China und Japan bringt.


Obwohl ihre Pflanzung bei uns an der Grenze der Möglichkeiten liegt, mit ihrer Sammlungsbedeutung komplettiert sie die Exotik des Parks. Auf dem Weg zum Balnea Zentrum finden wir bei aufmerksamer Besichtigung des Parks die Tränen-Kiefer (Pinus wallichiana), mit auffällig langen, hängenden Tannennadeln. Vor der Balneotherapie II sind Einzelexemplare der Colorado Tanne (Abies concolor) zu beobachten. Diese Arten bilden die wertvollsten Nadelbäume des Parks.


Beim Gesellschaftszentrum des Heilbades wächst eine Exposition der Hamamelis. Es handelt sich um Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana), blühend zu Anfang des Winters und die Japanische Zaubernuss (Hamamelis japonica), blühend zum Frühlingsanfang. Es sind interessante Arten mit doppelten Blütenblättern.


Bizarre Blüten der Strauchkastanie (Aesculus parviflora) /20/ kann man im Juni um das Kurhotel Balnea Esplanade zu sehen bekommen.


Wenn wir über die Kolonnadenbrücke auf die andere Seite des Flusses Waag gehen, kommen wir in den Stadtpark hinein. Gleich bei der Brücke, vor der Kurkapelle, finden wir die reichste Exposition des Rispigen Blasenbaums (Koelreuteria paniculata). Diese Art stammt aus China, blüht im Hochsommer, reich an Rispen der gelben Blüten. Nach dem Verblühen bilden sich dekorative Früchte, als wenn Handlampen essbare aber saure Beeren tragen würden.


Winter-Jasmin (Jasminum nudiflorum) blüht bei der Villa Berlin auf, vor dem Aufkommen der Blätter, oft schon im Februar. Der alte persische Namen „Jasamin“ bedeutet „angenehmer Duft“. Und in diesem Fall geht es um eine wirklich treffende Benennung! In der Nähe des Kunsthauses (Dom umenia) finden wir eine sehenswerte Amerikanische Rot-Eiche, ursprünglich aus Kanada. Ihre Blätter verfärben sich im Herbst ins purpurbraun. Langsam dringt sie auch in die Waldgemeinschaften ein.


Nördlich vom Kunsthaus befindet sich ein Platz mit seltenen Echten Sumpfzypressen (Taxodium distichum). Diese Art stammt aus dem Sümpfen des südöstlichen Teils der USA, von wo sie nach Europa schon im Jahre 1640 gebracht wurde. Dieser Parkteil schreit nach einer Erneuerung, weil die empfindlichen Arten in einem stark eingegliederten Baumbestand keine Überlebenschance haben.


Der Reichtum und die Buntheit der Parks von Piešťany verdienen die Aufmerksamkeit aus mehreren Gründen. Spaziergänge in einer angenehmen, wohltuenden und gesunden Umgebung der Parks gewähren den Heilbadbesuchern aber auch den Stadteinwohnern, eine angenehme Erfrischung, Ausspannung und  Erholung. Das Kennenlernen vielfältigster Holzarten aus mehreren Kontinenten in diesem selbst ernannten Arboretum kann wiederum unsere Kenntnisse und unser Wissen über die Natur erweitern. Und das ist eine weitere Dimension der Parkanlagen von Piešťany, die wir bei den Spaziergängen auch beachten sollten.


Autor des Textes: Ing. František Bača, Kornel Duffek

Autor der Fotografien: Ing. František Bača


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