Orchideen

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Im Zusammenhang mit dem Vorkommen wildwachsender Orchideen kann man die Region von Piešťany unter Gebiete mit der reichsten Präsenz dieser Pflanzen im Rahmen der gesamten Slowakei einreihen. Knabenkrautgewächse, wie unsere Orchideen genannt werden, unterscheiden sich auffällig von anderen Pflanzen nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch durch ihre Lebensweise, die bei detaillierter Betrachtung wahrlich außergewöhnlich, manchmal faszinierend ist. Die Größe der Orchideen ist unterschiedlich – von einigen Zentimetern bis zu ungefähr einem Meter.  

Im Pflanzenreich haben die Orchideen einen besonderen Stellungswert. Sie wachsen auf der ganzen Erdkugel, mit Ausnahme von Gebieten des ewigen Eises, überall dort, wo Menschen leben. Sie wachsen und blühen unter und auf der Erde sowie auch auf den Bäumen. Am besten geht es ihnen in einer sauberen Umwelt, unverseuchten Luft, weil sie ihre Existenz an Moos, bzw. Pilze anknüpfen und die sind auf die Qualität der Umweltbedingungen sehr empfindlich. Einige unserer Orchideen der Gattung Ophrys „arbeiten“ hervorragend mit der Tierwelt „zusammen“, weil sie nicht selbstbestäubungsfähig sind. Mit ihrer Form, Farbe und Behaarung sind sie den Spinnen, Fliegen, Bienen oder Hummeln ähnlich. Wenn auf ihre Blüte das betreffende Insekt anfliegt, benehmen sie sich wie ein Weibchen, sie scheiden Sekrete und Geruch aus, wie bei einer Kopulation. Das geirrte Insekt bestäubt die Blüte und dann setzt sich der natürliche Prozess der Samenbildung im Fruchtknoten und der Weitergabe des Lebens den weiteren Generationen fort. Die Orchideen entwickeln sich von den Samen wie in einer Moosumhüllung sehr lange, auch Jahrzehnte lang. Am Ende bilden sich Knollen-, eventuell Wurzelorgane, die die Lebensfunktionen der Pflanze übernehmen. Abhängig von den äußeren Bedingungen kann dann eine Orchidee als ein Staudengewächs auf einer Stelle lange Jahre überleben.

Mit dem Studium der Orchideen befassten und befassen sich bei uns auch bedeutende Botaniker, seit den Zeiten von Ľ. Holuby, K. Domin und J. Dostál bis zur heutigen Generation eifriger Profis oder Ama- teure. Mit dem Entdecken, dem Studium und der Bildung von Bedingungen für den Schutz dieser interessanten höheren Pflanzen helfen sie die Vielfalt und Buntheit unserer Natur, ihre Biodiversion nachzuformen.  Das Überpflanzen der Orchideen in den Steingarten ist strafbar und dabei auch nutzlos, weil die Veränderung des Bodenstandes – und das gilt für alle Orchideen – besonders wegen das Fehlen der „Ernährer“, an die die Orchideen gebunden sind, bedeutet ein sukzessives Aussterben des Einzelwesens.

In den letzen Jahren beobachten wir in der Region von Piešťany einen ungemeinen Zuwachs der Knabenkrautgewächse. Es drückt sich nicht nur in der höheren Anzahl der Arten, sondern auch in ihrer gesamten Menge aus. Diese Erscheinung hängt vielleicht auch mit der Veränderung der Klimabedingungen zusammen. Eine gewisse Rolle kann auch die verhältnismäßig saubere Luft spielen, die es hier, bis jetzt, gelungen ist einzuhalten. Aber wir müssen im Augenmerk auch die Tatsache behalten, dass in der Gegenwart in der Lokalität eine um viel mehr intensivere botanische Erforschung verläuft, als in der Vergangenheit, was auch folgerichtig seine Ergebnisse mit sich bringt. Und so können wir in einer vollständigeren Form der breiten Öffentlichkeit die Kostbarkeiten unserer Natur für die Kenntnis und das Vergnügen vorstellen. Die Suche der Orchideen in der Natur kann zu einer edlen Vorliebe werden. Gleichzeitig ist es eines der Wege zum gesunderen Lebensstil.


Kleines Knabenkraut

(Anacamptis morio)

Kleines Knabenkraut ist 8 bis 20 Zentimeter groß. Die Blütenähre ist rot, lila, rosa und weiß, ist 3 bis 10 Zentimeter groß, dicht, von der Form her, typisch für unsere Knabenkrautgewächse. Es wächst einzeln und auch in ganzen Populationen fast in ganz Europa. An manchen Orten ist es schon kritisch gefährdet. Diese Art blüht Anfangs Mai auf nicht gemisteten Wiesen und Weiden, auf Kalk- und sauren Böden.


Pyramiden-Orchidee (Anacamptis pyramidalis)

(Anacamptis morio)

Pyramiden-Orchidee ist seltener, aber auch schöner als die vorige Art. Der Stengel ist 20 bis 50 cm hoch. Die 3 bis 8 cm lange pyramidale Blütenähre hat eine sattrosa bis lila Farbe. Sie wächst von Tief- bis Ge- birgsebenen auf dürreliebenden Wiesen mit Kalkuntergrund. Sie blüht im Juni und ist in Europa und Nordafrika verbreitet.


Weißes Waldvögelein

(Cephalanthera damasonium)

Weißes Waldvögelein ist eine häufige Art der schattigen Laubwälder und Ränder strauchiger Haine auf Kalk- böden. In Piešťany kommt sie im südlichen Stadtteil häufig vor, wo sie ganze Bewachsungen bildet. Sie ist 20 bis 50 cm hoch. Die spärlichen cremefarbigen weißen Blüten erinnern an einen Helm. Sei blüht im Mai und ist in Europa und Kleinasien verbreitet.


Schwertblättriges Waldvögelein

(Cephalanthera longifolia)

Schwertblättriges Waldvögelein ähnelt mit den Blüten dem Weißen Waldvögelein, es hat aber dichtere und scharf spießförmige Blätter. Diese Orchidee ist seltener und wächst auf Kalkböden in Buchen- und Eichenwäldern rundherum von Piešťany. Sie blüht im Mai und ist in Europa, Nordafrika und Asien verbreitet.


Rotes Waldvögelein

(Cephalanthera rubra)

Rotes Waldvögelein ist 25 bis 50 cm hoch. Mit der Blütenform ähnelt diese Orchidee ihren vorigen „Schwestern“, aber die Blütenfarbe ist rot. Sie ist eine von unseren Orchideen mit dem meisten Schmuck versehen. Sie ist seltener und wächst auf Kalkuntergrund in Laubwäldern und deren Ränder im Unterwald. Sie blüht im Mai.


Holunderknabenkraut

(Dactylorhiza sambucina)

Holunderknabenkraut von unseren Knabenkrautgewächsen blüht es am frühe- sten, schon Anfang Mai. Es ist ein stämmiges Pflänzchen, wächst bis zu 20 cm hoch. Es hat gelbe und purpurrote Blüten, die sich farbig kreuzen. Es wächst auf gemähten Unterwald- und Bergwiesen in ganzen Bewuchsen. Es handelt sich um eine europäische Art.


Elbe-Stendelwurz

(Epipactis albensis)

Elbe-Stendelwurz ist eine neue Art in unserer Region. Wenngleich sie vor 20 Jahren sehr selten war, in den letzten Jahren können wir auf sie häufiger stoßen. Der Stengel ist dünn, bis zu 30 cm hoch. Die Blüten sind kleiner als bei den Knabenkrautgewächsen, weißlichgrün, mit weißlicher Lippenmündung. Sie wächst in weichen und harten Auenwäldern, im Uferbewuchs mit Pappel und Weide, am Rande von Waldwegen in Tiefebenen und im Hügelland. Diese Art ist im Mittel- und Westeuropa verbreitet, ursprünglich wurde sie für ein Endemit der ehemaligen Tschechoslowakei gehalten.


Futaks Helleborine

(Epipactis futakii)

Futaks Helleborine ist eine im Jahre 1998 als ein Endemit der Slowakei ent- deckte und beschriebene Art. Die von 20 bis 40 cm große Pflanze hat eine Eigenart – sie blüht sog. kleistogamisch, d. h. bei geschlossenen Blüten. Die Blüten öffnen sich nur selten. Sie wächst auf Kalkböden in Buchen-, Eichen- und Weißbuchenwäldern.


Breitblättrige Stendelwurz

(Epipactis helleborine)

Breitblättrige Stendelwurz ist unsere häufigste Helleborine. Die Stengel wachsen einzeln bis zu einer Höhe von 130 cm. Sie hat eine reiche Blütenähre mit 15 bis 40 breit geöffneten Blüten. Die Blüten sind dunkelgrün bis lila mit markanter Nervatur. Sie hat eine sehr breite ökologische Amplitude und wächst in Uferbewachsungen, Auenwäldern, Laub- und Nadelwäldern und deren Rändern. Sie blüht von Juni bis Juli und ist in Europa und Asien verbreitet.


Kleinblättrige Stendelwurz

(Epipactis microphylla)

Kleinblättrige Stendelwurz hat kleine Blüten – grünlich-lila. Der Stengel ist 15 bis 30 cm hoch; dicht behaart, graugrün. Sie blüht schon im Mai in Laubwäldern auf Kalkböden. Sie ist in Europa und im Kaukasus verbreitet.


Müllers Stendelwurz

(Epipactis muelleri)

Müllers Stendelwurz hat einen 20 bis 60 cm hohen Stengel, gelbgrüne hängende Blüten. Sie ist selten und wächst in hellen Wäldern auf Kalkuntergrund. Sie blüht im Juni und ist im West- und Mitteleuropa verbreitet.


Sumpf-Stendelwurz

(Epipactis palustris)

Sumpf-Stendelwurz als die einzige von unseren Stendelwurzen wächst sie außerhalb des Waldes in Sumpfgebieten, in Quellengebieten von Niederungen bis zu Ansätzen von Gebirgslandschaft. Sie ist die schönste von den Stendelwurzen durch die Blütengröße mit purpurweißer Farbe und ist in Europa und Westasien verbreitet. Sie blüht im Juni


Pontus-Stendelwurz

(Epipactis pontica)

Pontus-Stendelwurz ähnelt der Elbe-Stendelwurz, aber die Lippenmündung ist dunkelgrün. Sie ist von 10 bis 25 cm groß, die Blüten sind gelblichgrün. Sie wächst in Laubwäldern auf nicht kalkhaltigen Böden, hauptsächlich in Hügellandschaft. Sie blüht im Juli.


Violette Stendelwurz

(Epipactis purpurata)

Violette Stendelwurz ist gänzlich lila gefärbt, bis zu 80 cm hoch. Sie wächst einzeln oder in Bündeln. Es ist eine stattliche Pflanze mit einem dicken Stengel und kurzen feinlila Blüten. Sie wächst in schat- tigen Laub- oder Mischwäldern von Hügel- bis Berglandschaft praktisch in ganz Europa.


Talos Helleborine

(Epipactis tallossii)

Talos Helleborine hat sich in der letzen Zeit im Pappelbewuchs im Süden von Piešťany verbreitet, der allerdings von der Menschenwirkung angegriffen wird, also ist sie dort stark gefährdet. Sie wurde erst unlängst beschrieben. Sie ist 20 bis 40 cm groß und ihre hängende weißgrüne Blüten sind leicht geöffnet. Sie wächst in weichen Auenwäldern mit Pappeln und Weiden und ist nur in Ungarn und der Slowakei verbreitet. Sie blüht im Juli.


Mücken-Händelwurz

(Gymnadenia densiflora)

Mücken-Händelwurz ist eine stattliche Pflanze von 25 bis 100 cm groß mit breiten eiförmigen Blättern und einer bis zu 20 cm langen dichten Blütenähre rosavioletter Blüten. Sie wächst in Quellengebieten am Kalkstein, im Flachmoor beginnend mit Hügellandschaften. Wir kennen sie nur aus Europa. In der Slowakei kommt sie nur vereinzelt vor. Die Blüten sind sehr anziehend und duftend, deswegen sind sie vor dem Blumenstraußpflückern zu schützen. Sie blüht im Juli.


Ziegen-Riemenzunge

(Himantoglossum caprinum)

Ziegen-Riemenzunge wurde bei uns erst neulich entdeckt. Es handelt sich um die bizarrste Orchidee, die bis zu einer Höhe von 100 cm wächst. Die purpurroten Blüten mit einer 9 cm langen Lippe sind relativ dicht; auf dem Stengel gibt es sie davon bis zu 50. Bei uns ist sie sehr selten. Sie wächst in Waldsteppen, hellen Wäldern, Kalk- und Skelettböden im Mittel- und Südosteuropa. Sie blüht im Juli.


Violetter Dingel

(Limodorum abortivum)

Violetter Dingel ist eine saprophytische Orchidee, die auf anderen Pflanzen parasitisiert. Sie kommt auf Kalkböden vor. Sie ist ganz dunkelviolett, kahl und wächst bis zu 90 cm hoch. Die blauvioletten Blüten sind bis zu 25 mm groß. Sie blüht im Juni in hellen Laubwäldern auf Kalkböden.


Großes Zweiblatt

(Listera ovata)

Großes Zweiblatt ist von unseren Orchideen am wenigsten von der mikrobio- tischen Ernährungsweise durch andere Organismen abhängig. Die 20 bis 60 cm große Pflanze hat atypische Blüten mit Lippe, wie ein Stutzbart, bis zu 10 mm lang. Zwanzig bis achtzig grüngelbe Blüten blühen im Mai auf. Das Zweigblatt wächst auf Wiesen in Laub- wäldern und Waldrändern in ganz Europa. In unserem Raum ist diese Art ziemlich verbreitet.


Dreizähniges Knabenkraut

(Neotinea tridentata)

Dreizähniges Knabenkraut erreicht eine Höhe von bis zu 25 cm. Die Blütenähre der rosa Blüten ist sehr dicht, buchstäblich prallvoll. Es blüht im Mai auf trockenen, son- nigen Wiesen, in Sträuchern, an Waldrändern auf Kalkböden. Es ist im Europa, Nahosten und Nordafrika verbreitet.


Nestwurz

(Neottia nidus-avis)

Nestwurz ist die häufigste Art von der Orchideen Gattung. Der wachsbraune 15 bis 30 cm große Stengel wächst aus einem Geflecht dicker kurzen Wurzeln empor, die an anderen Pflanzen parasitisieren. Sie blüht im Mai in schat- tigen Laub- und Misch- wäldern von Ebenen bis zur Gebirgslandschaften. Sie ist in ganz Europa verbreitet.


Holubys Ragwurz

(Ophrys holubyana)

Holubys Ragwurz ist eine bizarre Orchidee, die der Hummel ähnlich ist. Sie ist sehr selten, wächst am nördlichen Rande von Piešťany. Der Stengel ist 15 bis 40 cm groß, die feinrosa oder feinvioletten Blüten sind mit brauner Lippe und rosa Zeichnung kombiniert. Sie blüht im Mai auf trockenen Wiesen in Hügellandschaften.


Prächtige Knabenkraut

(Orchis mascula ssp.signifera)

Prächtige Knabenkraut gibt es relativ häufig auf ge- mähten Wiesen, Weiden, in hellen Laubwäldern, z. B. im Výtoky Gebiet (in der Umgebung von Piešťany). Der Stengel ist 20 bis 50 cm hoch und auf der Basis dunkelpurpurrot punk- tiert. Die Blütenähre ist spärlich, die Blüten sind rosig, bis zu 2 cm groß. Sie blüht im Mai und hat europaweite Verbreitung.


Helmknabenkraut

(Orchis militaris)

Helmknabenkraut ist eine bei uns relativ häufige Art, die auf Kalkböden ge- mähter Wiesen und Weiden wächst. Der Stengel ist 20 bis 50 cm hoch, trägt 20 bis 50 hellrosige Blüten mit einer bis zu 15 mm großen Lippe und Helm (daher der Name der Pflanze). Sie blüht im Mai auch in großen Populationen und ist in Europa und Kleinasien verbreitet.


Blasses Knabenkraut

(Orchis pallens)


Diese Art einer schönen Orchidee blüht bei uns mit hellgelben Blüten als die erste schon im April. Die Pflanze erreicht eine Höhe von 20 bis 40 cm, die Blätter sind glänzend, grün, die Blüten haben einen markanten spezifischen Duft. Die Pflanzen gibt es häufig z. B. im Waldgebiet „Havran“ (Rabe, in der Nähe von Piešťany), auf ge- mähten Wiesen, auf Kalkböden.


Purpurknabenkraut

(Orchis purpurea)

Purpurknabenkraut ist eine robustere Orchidee, wachsend bis zu einer Höhe von 80 cm. Sie hat große purpur- rotbraune Blüten. Die Blütenähre erreicht bis zu 25 cm. Sie blüht im Mai in hellen Laubwäldern, auf buschigen Bergabhängen manchmal massenweise (Sokolovce). Sie ist im Mittel- und Südeuropa, nach Osten bis Krim und Kaukasus verbreitet.


Weiße Waldhyazinthe

(Platanthera bifolia ssp. bifolia)

Weiße Waldhyazinthe hat einen gerieften kahlen Stengel, der bis zu 50 cm wächst. Die weißen Blüten sind relativ groß – bis zu 25 mm, spärlich verteilt in einer 10 bis 20 cm großen Blütenähre. Auf der Stengelbasis hat sie zwei Blätter. Sie blüht im Mai und wächst auf trockenen und auch feuchten Wiesen, in hellen Laubwäldern, Sträuchern und auf saueren Böden. Sie ist in ganz Europa verbreitet.


Die Eigenart der Orchideen ist die häufige Kreuzung, die hauptsächlich in den Lokalitäten vitaler Populationen sich kreuzenden Arten vorkommt. Die Seltenheit und die Schönheit der Orchideen ist ein Grund nicht nur für den Schutz der Einzelwesen, sondern auch ihrer Biotope. Ob diese besonderen und prachtvollen Pflanzen auch für die nächsten Generationen erhalten bleiben, wird von unseren Fähigkeit abhängen, die Werte schätzen zu können, die in der Natur verborgen sind.


Autor des Textes und der Fotografien: Ing. František Bača


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