Thermalseen

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Die Idee, auf der Kurinsel kleine Thermalseen anzulegen, stammt angeblich von Bulgariens Ex - Zar Ferdinand I. von Sachsen - Coburg, einem großen Naturliebhaber, der häufig zu Gast in Piešťany war. Es geschah während eines Spazierganges mit Imrich Winter. Die Direktion des Heilbades nahm sich der Idee des Ex - Zaren an und setzte sie in den Jahren  1934 - 35 um. Es entstanden drei unmittelbar nebeneinander liegende Kleinseen, jeder von ihnen unterschiedlich angelegt. (Ursprünglich wurde in der Nähe noch ein vierter See ausgehoben, der jedoch im Laufe der Zeit von den umgebenden mächtigen Bäumen vollständig überschattet wurde, weshalb er heute keine Fische und wärmeliebenden Pflanzen beherbergt.) Alle Seen werden mit thermalem Wasser gespeist, welches unter anderem auch einen großen Gehalt an Schwefel aufweist. Die Pflanzenwelt wird in den Seen durch verschiedene Arten von Seerosen wie die Riesen - oder Amazonas - Seerose, und Lotosblumen, den Kalmus, den Zwerg - Rohrkolben, die Schachtelhalme sowie die Schwertlilien  vertreten. In der unmittelbaren Nähe gedeiht auch der Bambus. Die Uferbereiche beleben verschiedene Zierpflanzen. Unweit der Wasserflächen erheben sich ein hochgewachsener Ginkgobaum und andere exotische Holzgewächse gen Himmel. Einen detaillierten Einblick in die Pflanzenwelt der Seen bietet eine Infotafel in der Nähe.

Die Artenvielfalt der Fische ist nicht besonders groß, unter anderem auch aufgrund der im Wasser aufgelösten Mineralstoffe. Langfristig überleben in den kleinen Seen nur Guppys, Spitzmaulkärpflinge, Schwertträger, Koi-Karpfen und Karausche. Ursprünglich waren Guppys zahlenmäßig stärker vertreten. Im Laufe der Zeit jedoch haben Aquarianer offenbar Spitzmaulkärpflinge in die Seen eingesetzt. Diese können sich dem hohen Salzgehalt im Thermalwasser im Vergleich zu Guppys besser anpassen.

Heute sind in den kleinen Seen vor allem schwarze Kleinfische zu sehen. Es handelt sich um eine Zuchtform der Spitzmaulkärpflinge, die aufgrund ihrer schwarzen Färbung allgemein nur als Black Molly bezeichnet wird. Alle Fischarten, die eine längere Zeit in diesen Seen leben, weisen   Merkmale der Rückkehr zum natürlichen Ursprung auf. Wenn sie einen Guppy herausfischen und ihn daheim in einem Glas näher betrachten würden, so wird ihnen auffallen, dass er etwas anders aussieht als der im heimischen Aquarium. Bei diesen Fischen macht sich die Rückkehr zu ihrer natürlichen Färbung stärker bemerkbar. Letztendlich verändern sich auch ihre Form und ihr Verhalten. Aus Guppys werden echte Pfauenaugen-Guppys, Mollys verlieren das schwarze Pigment und auch Schwertträger verlieren ihre grelle, satte Färbung.

Zwischendurch können in den Seen auch andere Fischarten beobachtet werden, ausgesetzt von Menschen, die sie nicht mehr halten wollten. Und wer sich mit Fischen auskennt, der kann hier unter anderem schwimmende Pfauenaugenbuntbarsche (auch mit Jungen), den Mosambik-Tilapia, aber auch andere Arten von Aquarienfischen erkennen. Ein Kapitel für sich bilden Schmuckschildkröten, die von Menschen, die ihrer überdrüssig geworden sind, in den Seen „entsorgt“ werden. Für Schildkröten jedoch stellen diese Kleinseen, vor allem in den Wintermonaten, keinen geeigneten Biotop dar. Und schon gar nicht in der Anzahl, in der sie  zwischen den Jahren 2000 und 2005 hier ausgesetzt wurden. Zum Glück ging die Modewelle der Schildkröten vorbei. Auch die Menschen hierzulande haben inzwischen gelernt, dass eine winzige Schildkröte zu einem großen und gefährlichen Tier heranwachsen kann. Deshalb ist es sicherlich nicht besonders ratsam damit zu experimentieren und in die Seen abzulegen, was uns nicht mehr passt.

Weitere Vertreter der Tierwelt, die hier vorkommen, sind  zum Beispiel Teichfrösche. Vor allem in der Frühlingszeit fliegen um die Teiche Libellen und Großlibellen. Zu einem eher unwillkommenen Gast wurde hier die Stockente. Obwohl diese Vögel niedlich aussehen, sie sind in der Lage die seltene und  aufrecht gehaltene Wasserflora der Teiche regelrecht abzugrasen. Daher werden diese in den letzten Jahren, vom späten  Herbst bis zum Frühling, durch Netze geschützt.

Die Thermalseen sind zu jeder Jahres- und Tageszeit wunderschön anzusehen. Davon zeugt die Anzahl der Menschen, die bei ihnen pausenlos anhalten. Und es sind nicht nur Besucher von Piešťany, sondern auch Einheimische, für die sie das Ziel ihrer Spaziergänge sind. Diese Wasserflächen voller Leben sind schon längst zu einem der Symbole unserer Stadt geworden.

Vielen Dank für die tolle Idee, Hoheit!



Autor des Textes und der Fotografien: Peter Kaclík


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